18. Tag auf See
Ein ereignisreicher Tag auf See
Heute begann der Tag vielversprechend, doch er sollte uns noch einige Überraschungen bieten.
Gerade als wir dabei waren, unser Frühstück in aller Ruhe zu geniessen, wurden wir jäh unterbrochen: Die Angelschnur surrte laut, ein Fisch hatte angebissen! Der Widerstand liess sofort vermuten, dass wir es mit einem stattlichen Exemplar zu tun hatten. Schnell wanderte das Frühstück zurück in den Kühlschrank, und wir konzentrierten uns auf den Fang. Nach einiger Anstrengung holten wir ihn endlich an Bord – ein beeindruckender Mahi Mahi von 1,3 Metern Länge! Dieser hervorragende Speisefisch wird auch „Gemeine Goldmakrele“ oder „Grosse Goldmakrele“ genannt und ist in dieser Region keine Seltenheit.
Nach diesem aufregenden Moment konnten wir unser Frühstück schliesslich doch noch geniessen, bevor wir uns dem nächsten Schritt widmeten: Der Fisch wurde fachgerecht ausgenommen und küchenfertig verarbeitet. Am Ende hatten wir 6,5 Kilogramm feinstes Fischfilet. Ein Teil davon wurde sofort eingefroren, der Rest mariniert und im Kühlschrank zwischengelagert.
Nach dem Essen stand eine wichtige Reparatur auf dem Programm: das Spinnakerfall musste ausgetauscht werden. Das ursprünglich in Las Palmas installierte Kevlar-Fall, das teuer und vielversprechend war, hatte sich als nicht langlebig erwiesen und war durchgescheuert. Mit einem dünnen Seil zogen wir das alte Fall aus dem Mast und zogen ein neues ein. Auch wenn dieses kein Spezialfall war, hofften wir, damit bis nach St. Lucia zu kommen. Das Fall ist essenziell, um den Gennaker oder Parasailor setzen zu können.
Am Nachmittag zeigte sich das Meer von seiner dramatischen Seite: Eine mächtige Wolkenwand zog am Horizont auf. Die Atmosphäre wurde düster, und wir bereiteten uns auf schlechtes Wetter vor, indem wir die Segel refften. Es folgte ein kurzer Wetterumschwung mit kräftigem Wind, Donner und Regen, doch ein Sturm blieb glücklicherweise aus. Erleichtert setzten wir unsere Fahrt fort.
Zum Abendessen gab es Lasagne – der frisch gefangene Fisch sollte erst morgen auf den Tisch kommen.
Nach dem Essen setzten wir erneut den Gennaker, da sich das Wetter beruhigt hatte. Mit Geschwindigkeiten zwischen 8 und 12 Knoten machten wir gute Fortschritte in Richtung St. Lucia. Doch um Mitternacht der nächste Rückschlag: Ein lauter Knall, und der Gennaker landete im Wasser. Das neue Fall, erst am Morgen eingezogen, war oben im Mast gerissen. Offenbar gibt es dort eine scharfe Kante, die das Material beschädigt – ein Problem, das wir auf schlechte Arbeit der Rigger in Las Palmas zurückführen.
Trotz der späten Stunde konnten wir das Segel rasch bergen und sicher an Deck verstauen. Morgen bei Tageslicht werden wir den Schaden genauer inspizieren und nach einer Lösung suchen. Bis dahin segeln wir etwas langsamer mit Fock und Grosssegel weiter.
Christoph Zeller