Bericht über eine Bootsfahrt auf dem Indian River, Dominica

Am nächsten Tag wurden wir pünktlich um 10 Uhr wie vereinbart bei unserem Schiff abgeholt und zum Ausgangspunkt der Bootsfahrt auf dem Indian River gebracht. Dominica soll 365 Flüsse haben – also einen für jeden Tag im Jahr. Der Indian River ist jedoch der bekannteste unter ihnen. Die Tour beginnt in der Nähe von Portsmouth, wo wir auch geankert haben.

Wir stiegen in ein kleines Ruderboot, das von einem einheimischen Guide gesteuert wurde. Er hatte sich jedoch einen kleinen Elektromotor zugelegt, sodass er nicht mehr rudern muss. Auf dem Indian River sind keine Motorboote erlaubt – zum Schutz der empfindlichen Natur. Das verleiht der Fahrt eine besondere Ruhe und Atmosphäre.

Die Ufer sind dicht bewachsen mit Mangroven, Palmen und gewaltigen Wurzelbäumen. Immer wieder sahen wir bunte Vögel, darunter Kolibris und Reiher. Unser Guide erklärte uns viel über die Pflanzen- und Tierwelt des Gebiets und erzählte auch von der früheren Nutzung der Region.

Während der Kolonialzeit, besonders im 18. und 19. Jahrhundert, war Dominica stark in die Plantagenwirtschaft eingebunden. Die fruchtbaren Böden und das tropische Klima machten die Insel ideal für den Anbau von Zuckerrohr, Kakao, Kaffee, Baumwolle und später auch Bananen.

Rund um den Indian River entstanden mehrere grosse Plantagen. Der Fluss diente als natürliche Transportroute, um die landwirtschaftlichen Produkte zum Meer zu bringen, von wo aus sie nach Europa verschifft wurden.

Es gab sogar eine kleine Eisenbahn, die Erzeugnisse der Plantagen zum Hafen transportierte – eine eingestürzte Brücke davon ist heute noch zu sehen.

Heute steht das Gebiet rund um den Indian River unter ökologischem Schutz und wird vor allem touristisch genutzt. Die Spuren der kolonialen Vergangenheit sind aber noch deutlich erkennbar – in alten Mauern, Wegen und Überresten von Plantagenstrukturen, die man während der Fahrt passiert.

Am Ende der befahrbaren Strecke befindet sich eine kleine Bar – und natürlich gibt es dort einen Rum Punch.

Nach etwa einer Stunde kehrten wir langsam zurück.

Am Abend machten wir noch einen Spaziergang durch Portsmouth. Die Stadt ist leider recht heruntergekommen – viele Gebäude sind stark renovierungsbedürftig oder sogar eingestürzt.