Crooked Island – Long Island

Auch auf Crooked Island ist ans Einklarieren nicht zu denken. Pastellfarbene Villen und eine fast neue Marina warten auf die Bonefish-Saison im Mai. Wir sind das einzige Schiff im Hafen – und geniessen abends frischen Hummer im Restaurant der Lodge.
Am nächsten Tag nehmen wir Kurs auf Long Island. Hier, so hoffen wir, wird das Einklarieren endlich klappen. Das Online-Check-in für die gesamte Crew haben wir bereits im Voraus erledigt. Kurz vor 17 Uhr legen wir in der Flying Fish Marina an und bestätigen telefonisch, dass der Zoll benachrichtigt wurde. Man teilt uns mit: Der Zöllner werde am nächsten Tag zwischen 9 und 10 Uhr vorbeikommen.
In guter Hoffnung auf einen baldigen offiziellen Empfang machen wir einen Abendspaziergang durch Clarence Town, den Hauptort der Insel. Knapp 80 Menschen leben hier. Es gibt ein kleines Postamt, zwei Restaurants, eine Bäckerei – und zwei weisse Kirchen auf dem höchsten Punkt der Ortschaft: St. Peter und Paul für die Katholiken, St. Paul für die Anglikaner.
Long Island ist die dritte Insel, die Kolumbus betrat. Sie ist rund 130 Kilometer lang und nie breiter als sechs Kilometer. In seinem Logbuch beschreibt Kolumbus sie als „langgestreckte, wasserreiche Garteninsel mit perfektem Naturhafen“. Die Lucayan-Indigenen, die damals hier lebten, überlebten diese Entdeckung allerdings nicht: Spanische Sklavenjäger verschleppten sie nach Hispaniola zur Arbeit in Goldminen und auf Plantagen.
Am nächsten Morgen nehmen wir es ruhig – in Erwartung des angekündigten Zöllners. Doch auch um 11 Uhr ist niemand aufgetaucht. Ein Anruf beim Zoll am Flughafen bringt ernüchternde Klarheit: Man weiss dort von nichts – und wir haben auch noch das falsche Online-Formular ausgefüllt. Für Schiffe gilt ein spezielles Dokument. Also alles auf Anfang: fünf Mal klicken, Daten eingeben, online bezahlen. Erst dann erhalten wir die sogenannte „PC-Nummer“.
Kurz vor Mittag ist alles erledigt, und für 13:30 Uhr wird uns ein Zöllner zugesagt. Die Wartezeit überbrücken wir mit einem Einkauf in Erica’s Bakery, dem einzigen Laden im Ort seit dem letzten Hurrikan. Brot ist leider bereits ausverkauft – aber wir ergattern Sojasauce, Joghurt, Trockenhefe, Salz und zwei Stück Rumkuchen.
Um 14:15 Uhr ist es dann so weit: Die gelbe Flagge wird eingeholt – und wir sind offiziell in den Bahamas einklariert.