Der Zöllner ohne Check-in

Wir haben die Gewässer von Turks & Caicos verlassen und das Landeswappen eingezogen. Stattdessen flattert nun das Fähnchen der Bahamas mit gelbem Wimpel am Mast – ein untrügliches Zeichen dafür, dass wir noch nicht einklariert sind.
Trotz widersprüchlicher Angaben versuchen wir unser Glück auf Mayaguana, der östlichsten bewohnten Insel der Bahamas. In der geschützten Abrahams Bay fällt der Anker, und wir fahren zu fünft im Abendlicht mit dem Dingi an Land. Durch flaches Wasser manövrieren wir uns zur Mole, bis eine Gestalt auftaucht und uns wild gestikulierend den Weg ans Ufer weist – es ist der Zöllner der Insel. Wir haben Glück – oder fast. Denn leider hat er schlechte Nachrichten: Die Regierung hat das Einklarieren auf Mayaguana eingestellt.
Wir nehmen es gelassen und machen stattdessen einen Abendspaziergang durchs Dorf. Freundlich wirkende, farbenfrohe Häuser, ein Truck vor jeder Tür, eine Kreuzung, eine Kirche und ein kleines Restaurant – das ist Mayaguana. Auf der ganzen Insel leben nur rund 300 Menschen.
Während des Zweiten Weltkriegs bauten die Amerikaner hier einen grossen Flughafen zur U-Boot-Abwehr im Atlantik. In den 1950er-Jahren diente er sogar als Testgelände für die Raumfahrtprogramme Mercury und Apollo. Heute erinnert daran nur noch wenig. Die Bewohner leben hauptsächlich von Fischerei und etwas Landwirtschaft.