Von Orcas und Kugelfischen – die abenteuerliche Reise nach Gibraltar
Unsere Yacht Coccinella hat kürzlich die beeindruckende Reise von La Rochelle nach Gibraltar und dann weiter ins Mittelmeer absolviert. Fast ständig Tag und Nacht in Bewegung, führten wir das Schiff in Zweier-Schichten von jeweils vier Stunden. Diese intensive Fahrt war voller Herausforderungen, brachte uns aber auch einzigartige Erfahrungen und bleibende Erinnerungen.
Nachtsegeln: Zwischen Herausforderung und Schönheit
Die Herausforderungen des Nachtsegelns und die Schönheit, die es bietet, sind untrennbar miteinander verbunden. Während des Tages ist das Führen des Schiffes durchaus überschaubar. Doch in der Dunkelheit wird es anspruchsvoller, auch wenn wir dank AIS (Automated Identification System) und Radar technologisch gut ausgestattet sind. Insbesondere kleinere Fischerboote, die oft kein AIS besitzen, sondern nur kleine Positionslichter, können schwer zu erkennen sein. Mit dem Radar sind sie zwar sichtbar, doch die genaue Unterscheidung, um was für ein Objekt es sich handelt, bleibt kompliziert und erfordert ständige Aufmerksamkeit.
Trotz dieser Schwierigkeiten hat die Nacht auch ihren ganz eigenen Zauber. Bei Mondlicht erscheint die Dunkelheit weniger erdrückend. Die Schönheit des Sonnenuntergangs während der Abendschicht und des Sonnenaufgangs über dem Meer in der Morgenschicht sind Erlebnisse, die in uns unauslöschliche Erinnerungen hinterlassen haben.
Begegnung mit den Orcas: Eine unerwartete Herausforderung
Doch unsere grösste Herausforderung waren nicht die Dunkelheit oder die Navigationshindernisse, sondern etwas Lebendiges und Überraschendes – die Orcas. Vor der Küste von Spanien, insbesondere in Richtung Gibraltar, scheinen Orcas eine Vorliebe dafür entwickelt zu haben, Segelschiffe anzugreifen, ihr Steuerruder abzubeissen und sie gelegentlich sogar zum Sinken zu bringen. Dies ist ein neues Phänomen, das niemand vollständig erklären kann. Begonnen hat es im letzten Jahr und seitdem sind die Angriffe immer häufiger geworden. Auf einer speziellen Webseite, der Orca Watch, kann man diese Angriffe verfolgen und wird dazu aufgerufen, jede Orca-Begegnung zu melden.
Unser Skipper, den wir für diese Überfahrt an Bord hatten, hat bei seiner letzten Überfahrt einen solchen Orca-Angriff erlebt. Glücklicherweise ist sein Schiff nicht zerstört worden und nicht gesunken, aber er erzählte, dass die Stösse, wenn die Orcas gegen das Schiff schwimmen, extrem stark sind. Man muss sich festhalten, um nicht zu fallen. Sein Schiff hat damals keinen grösseren Schaden genommen, aber viele Schiffe müssen danach von der Küstenwache abgeschleppt und repariert werden. Einige sind sogar gesunken.
Vorbeugende Massnahmen gegen Orca-Angriffe
Gegen die Orcas vorzugehen, ist zurzeit noch ungewiss. Es gibt einige Vorschläge, wie das sofortige Abschalten des Motors und das Streuen von Sand ins Wasser, um die Orcas, die sich mithilfe von Ultraschall orientieren, zu verwirren. Rückwärtsfahren scheint sie ebenfalls zu verunsichern. Aber kein Vorschlag scheint ein vollständiger Schutz zu sein. Eine weitere Empfehlung der spanischen Küstenwache ist, in Bereichen mit einer Wassertiefe von weniger als 20 Metern zu fahren.
Um möglichst keine Begegnung mit den Orcas zu haben, haben wir dieser Empfehlung Folge geleistet und sind auf unserer Route ganz nahe am Land entlang gefahren – in einer Zone, in der das Meer nur 10 bis 20 Meter tief ist. Dies wäre normalerweise zu riskant und daher tun wir es normalerweise nicht, aber es schien in diesem Fall das kleinere Übel zu sein. Besonders in der Nacht war diese Vorsichtsmassnahme sehr anspruchsvoll.
Glücklicherweise haben wir keinen Orca-Angriff erleben müssen und auch keine Orcas gesehen. Ob wir Glück hatten oder ob unsere Massnahmen Wirkung zeigten, wissen wir nicht genau.
Eine erfreuliche Begegnung: Der Kugelfisch
Neben den herausfordernden Aspekten unserer Reise gab es auch positive Überraschungen. Eine solche erfreuliche Begegnung war die Sichtung eines Kugelfischs. Diese Kreatur, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, war ein eigenartiger, aber faszinierender Anblick. Wir drehten mit dem Schiff einige Runden um den Kugelfisch und beobachteten ihn dabei.
Kugelfische sind interessante Kreaturen mit ihren runden Formen. Viele Arten sind sogar giftig, manche sogar tödlich, wenn sie verzehrt werden. Trotz ihres Giftes sind sie in Japan und Korea eine Delikatesse, vorausgesetzt, der Koch weiss genau, wie er sie zubereiten muss. Für mehr Informationen zu Kugelfischen können Sie hier nachlesen.
Endziel erreicht: Ankunft in Gibraltar und Almerimar
Nach einigen Zwischenstopps erreichten wir schliesslich Gibraltar. Leider fanden wir keinen Platz in den Häfen von Gibraltar, also steuerten wir einen Hafen kurz vor Gibraltar an, noch auf spanischem Hoheitsgebiet. Jedoch tankten wir zuerst in Gibraltar Diesel, der dort nur 0,98 Pfund pro Liter kostet, etwa die Hälfte des Preises in Spanien.
In Gibraltar stiessen Martina und Samuel zu uns, während unser Skipper die Reise beendete. Am nächsten Tag fuhren wir durch die Meerenge von Gibraltar, und der Felsen von Gibraltar sah für uns aus wie ein Vulkan mit einer grossen Rauchwolke.
Wir setzten unsere Reise mit einigen Zwischenstopps fort und erreichten schliesslich Almerimar, wo das Schiff nun in der Marina auf den nächsten Segeltörn wartet.